Hilfen im Alltag

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Schon allein die regelmäßige Hautpflege und die therapeutischen Maßnahmen führen dazu, dass die Erkrankung Ihres Kindes viel Raum im Familienalltag einnimmt. Zudem gibt es sicherlich Phasen, in denen die Neurodermitis Ihr Kind so sehr belastet, dass es wütend oder traurig ist. Sehr wahrscheinlich werden auch Ihre Nerven das ein oder andere Mal überstrapaziert. All dies kann sich leicht auf die Stimmung der gesamten Familie niederschlagen. Je besser alle auf solche Situationen vorbereitet sind, desto einfacher ist es, damit umzugehen – und manchen Problemen können Sie von vornherein aus dem Weg gehen.

Situationen gemeinsam meistern

Eltern von chronisch kranken Kindern neigen oft dazu, besonders fürsorglich zu sein. Sie wollen ihr Kind vor allen zusätzlichen Widrigkeiten schützen. Doch jedes Kind, ob gesund oder chronisch krank, braucht mit zunehmendem Alter mehr und mehr Freiräume. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, selbstständig zu werden, und stärken Sie seine Eigenverantwortung – und das nicht nur beim Umgang mit seiner Krankheit. Sollte es Geschwisterkinder geben, dürfen auch diese nicht zu kurz kommen. Es ist eine Gratwanderung: Neurodermitis ist ein wichtiges Thema in Ihrer Familie, sollte aber nicht das alles bestimmende sein.

Stärken Sie das Selbstvertrauen und geben Sie Rückhalt!

  • Geben Sie Ihrem Kind den größtmöglichen Rückhalt. Fangen Sie mögliche Stimmungsschwankungen, Wut und Ärger über die Erkrankung auf und zeigen Sie dafür Verständnis.
  • Sprechen Sie in der Familie über die Krankheit. Nicht nur das betroffene Kind, sondern auch Geschwisterkinder sollten altersgerecht über Neurodermitis Bescheid wissen.

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  • Es sollte unbedingt Zeiten geben, in denen Neurodermitis in der Familie nicht thematisiert wird, z. B. beim gemeinsamen Spielen und Unternehmungen mit allen Kindern. Achten Sie darauf, dass nicht immer nur das kranke Kind im Mittelpunkt steht.
  • Stärken Sie Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit Ihres Kindes. Wenn es alt genug ist, sollten Sie es ermutigen, mit der Krankheit selbstständig umzugehen. So kann es z. B. nach und nach das Hautmanagement selbst übernehmen.
  • Behalten Sie das Umfeld Ihres Kindes im Blick. Wie reagieren Spielfreunde im Kindergarten oder in der Schule? Gibt es verletzende Bemerkungen oder erfährt Ihr Kind Ablehnung aufgrund seiner Erkrankung? Sprechen Sie ggf. mit Erzieher*innen und den Eltern der Freundinnen und Freunde.
  • Denken Sie auch an sich. Geben Sie zwischendurch Verantwortung ab. Umso entspannter können sie sich anschließend wieder den Herausforderungen des Alltags mit Neurodermitis widmen.

Krankheitsschüben vorbeugen

Neurodermitis verläuft bei jedem anders. Oftmals lassen sich Krankheitsschübe nicht vorhersagen. Wenn z. B. nach einer längeren erscheinungsfreien Phase ganz plötzlich heftige Ekzeme auftreten, wird sich nicht immer die Ursache dafür finden lassen. Doch es gibt einige Provokationsfaktoren, die bei vielen Patient*innen die Neurodermitis verschlechtern oder Schübe auslösen.

Meiden Sie Provokationsfaktoren!

  • Lassen Sie von einer Ärztin oder einem Arzt abklären, ob Ihr Kind eine Allergie hat. Versuchen Sie in diesem Fall, die Allergene zu meiden. Bei Kindern in den ersten Lebensjahren können Nahrungsmittel Auslöser eines Schubes sein. Wichtig ist jedoch, dass Sie nicht allein auf Verdacht Ihrem Kind eine Diät verordnen. Nur wenn eine Allergie bzw. Unverträglichkeit auf bestimmte Nahrungsmittel diagnostiziert wurde, sollten diese weggelassen werden. Bei schweren Formen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten empfiehlt sich eine Ernährungsberatung.
  • Beugen Sie Hautreizungen vor. Beachten Sie die Pflegeempfehlungen im Kapitel Hautmanagement. Ganz wichtig ist außerdem, dass die Haut immer gut vor der Sonne geschützt ist.
  • Bei der Kleidung sind leichte, atmungsaktive Stoffe, z. B. Baumwolle, Seide, Leinen, angenehm. Trennen Sie Etiketten, die kratzen könnten, heraus.
  • Sorgen Sie zum Wohle aller für gutes Raumklima, das frei von Zigarettenrauch und sonstigen Luftschadstoffen ist, die z. B. aus neuen Möbeln oder Baumaterialien ausdünsten können. Lüften Sie regelmäßig. Das hilft auch gegen trockene Heizungsluft.
  • Wenn Sie den Verdacht haben, dass es zu einer zusätzlichen Infektion der Haut durch Bakterien, Viren oder Pilze gekommen ist, dann sprechen Sie umgehend die Ärztin oder den Arzt darauf an. Möglicherweise sind weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig.

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  • Helfen Sie Ihrem Kind, Stress abzubauen. Machen Sie z. B. gemeinsam autogenes Training oder Yoga, hören Sie entspannende Musik. Motivieren Sie Ihr Kind dazu, Sport zu treiben, auch das hilft gegen Anspannung.
  • Wichtig ist, dass Ihr Kind ausreichend Schlaf bekommt. Wer gut ausgeruht ist, ist weniger stressanfällig. Einschlafrituale wie z. B. das Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten helfen Kindern dabei, zur Ruhe zu kommen.

Juckreiz

Für viele Kinder ist die heftig juckende Haut eines der quälendsten Symptome der Neurodermitis. Der Juckreiz ist oftmals so unerträglich, dass er regelrechte Kratzattacken auslöst. Anhaltende Linderung verschafft das Kratzen oder Scheuern der Haut jedoch nicht. Im Gegenteil. Das Kratzen verletzt die Haut und fördert die Entzündung. Zudem sind die aufgekratzten Hautstellen ideale Eintrittspforten für Krankheitserreger, so dass die Gefahr zusätzlicher Hautinfektionen steigt. Doch selbst wenn Sie Ihrem Kind verständlich machen, dass es nicht kratzen darf, wird es den Impuls nicht immer unterdrücken können. Helfen Sie Ihrem Kind durch vorbeugende Maßnahmen und entwickeln Sie gemeinsam Strategien, um Kratzattacken abzumildern.

Nutzen Sie Strategien zur Linderung von Juckreiz!

  • Die beste Vorbeugemaßnahme gegen Hautjucken ist das regelmäßige Eincremen der Haut. Trockene Haut juckt besonders schnell.
  • Kratzende und zu warme Kleidung fördert den Juckreiz. Besser sind luftige, weiche Materialien und Zwiebellook.
  • Bei akutem Jucken hilft es, die Haut zu kühlen. Legen Sie einen kalten Waschlappen auf die Haut oder tragen Sie gekühlte Creme auf.
  • Achten Sie darauf, dass die Fingernägel kurz gehalten sind. Das senkt das Verletzungsrisiko.

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  • In Phasen mit starkem Juckreiz hilft Ablenkung mit Spielen, bei denen die Hände beschäftigt sind. Das können z. B. Puzzle oder Bastelarbeiten sein.
  • Besser als Kratzen ist es, die Haut zu streicheln oder zu drücken.
  • Überlegen Sie sich gemeinsam Kratzalternativen. Wie wäre es z. B. mit einem kleinen Spielzeug, das Platz in der Hosentasche findet und immer, wenn die Haut besonders stark juckt, gestreichelt wird? Oder bespannen Sie ein Stück Holz mit Fensterleder und basteln so ein Kratzklötzchen, das anstelle der Haut gekratzt werden kann.
  • Um zu verhindern, dass sich Ihr Kind im Schlaf die Haut aufkratzt, können Sie ihm dünne Baumwollhandschuhe überziehen. Auch ein spezieller Neurodermitisschlafanzug mit Handlingen kann eine gute Lösung sein. Tipp: Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob ggf. die Kosten für den Neurodermitisanzug (Hilfsmittel) erstattet werden.
  • Entspannungsübungen wie autogenes Training, Musik oder Geschichtenhören helfen nicht nur beim Stressabbau, sondern auch gegen Juckreiz.

Kindergarten und Schule

Im Kindergarten und in der Schule werden wichtige Weichen für die Entwicklung von Kindern gestellt. Sie werden nun Schritt für Schritt selbstständiger. Ihr Kind wird lernen müssen, mit der Erkrankung selbst zurechtzukommen. Dabei braucht es Unterstützung und Ihr Verständnis, falls es einmal nicht so gut klappt. In akuten Krankheitsphasen, wenn der Juckreiz besonders heftig ist, Ihr Kind schlecht geschlafen hat oder sich für alle deutlich sichtbare Ekzeme zeigen, steht Ihr Kind vor besonderen Herausforderungen. Zum einen kann die Konzentrationsfähigkeit leiden und Ihr Kind schneller reizbar sein, zum anderen können ihm sein Aussehen und die Angst vor Ablehnung und Hänseleien zu schaffen machen.

Bringen Sie Normalität in den Alltag Ihres Kindes!

  • Kinder wollen Normalität und keine Sonderrolle. Vermeiden Sie übertriebene Fürsorge. Viele chronisch kranke Kinder tun sich sehr viel schwerer damit, Selbstbewusstsein aufzubauen, da sie ständig mit Defiziten und ihrem Anderssein konfrontiert werden. Eltern wie Erzieher*innen und Lehrer*innen sind gefragt, die Kinder zu unterstützen und ihre Selbstständigkeit zu fördern.
  • Im Schulalter sind viele Kinder bereits kleine Experten, wenn es um ihre Erkrankung geht. Machen Sie einen Gesprächstermin mit Lehrerin oder Lehrer und lassen Sie dort Ihr Kind erklären, was es mit der Erkrankung auf sich hat und welche Unterstützung es sich wünscht.

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  • Es kann durchaus hilfreich sein, wenn auch Mitschülerinnen und Mitschüler über die Krankheit Bescheid wissen. Dies sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind überlegen.
  • Häufig sitzen in einer Klasse mehrere Kinder mit einer chronischen Erkrankung. Beraten Sie ggf. mit den Lehrer*innen, ob dies in einer Unterrichtsreihe angesprochen werden könnte, z. B. in Verbindung mit den Themen „Anders sein“ und „Gegenseitige Rücksichtnahme“.
  • Wenn möglich und falls Ihr Kind nicht durch einen akuten Krankheitsschub belastet ist, sollte es am Sport- und Schwimmunterricht teilnehmen. Das stärkt sein Körpergefühl und Selbstbewusstsein.
  • Ist Ihr Kind durch die Erkrankung stark in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt, dann informieren Sie sich über einen möglichen Nachteilsausgleich. Der Nachteilsausgleich für chronisch kranke Kinder ist im Schulgesetz verankert. Informationen dazu finden Sie z. B. unter: www.kindernetzwerk.de/downloads/aktiv/2019/2018_Nachteilsausgleich.pdf

Weitere Unterstützung

Machen Sie sich ruhig immer wieder bewusst: Das Leben mit einer chronischen Erkrankung wie Neurodermitis ist eine Herausforderung. Es wird einfacher, wenn Sie und Ihr Kind sich helfen lassen. Ganz gleich, ob Sie medizinische Fragen haben oder Beratung im psychosozialen Bereich brauchen – nehmen Sie professionelle Unterstützung in Anspruch!

Nutzen Sie weitere Angebote zur Unterstützung!

  • Empfehlenswert ist die Teilnahme an einer Neurodermitisschulung für Eltern und Kinder. Die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulungen e. V. (AGNES) hat dazu einheitliche Konzepte entwickelt. Die Kosten für die Teilnahme an diesen Schulungen werden im Regelfall auf Antrag von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Weitere Informationen sowie Ansprechpartner finden Sie unter: www.neurodermitisschulungen.de
  • Der Kontakt zu anderen Betroffenen, der Austausch von Informationen und Erfahrungen kann eine große Hilfe sein. Selbsthilfegruppen zu Neurodermitis sind u. a.:
  • Bei stark ausgeprägten Symptomen und schweren Krankheitsschüben hilft Ihrem Kind möglicherweise ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer spezialisierten Rehaklinik. Sprechen Sie Ihre Ärztin bzw. den Arzt auf die Möglichkeit einer solchen stationären Rehamaßnahme an. Informationen dazu finden Sie u. a. unter: www.kinder-und-jugendreha-im-netz.de

Aktuelle Pressemeldung

Gestresste Haut durch wechselnde Temperaturen

Mit Neurodermitis durch den Winter

Bonn, 06.12.23 Viele Patienten mit Neurodermitis leiden besonders im Winter an Ekzemen und Juckreiz. Insbesondere die wechselnden Temperaturen drinnen und draußen sind ein Stressfaktor für die ohnehin sehr empfindliche Haut und reizen sie zusätzlich. Durch konsequente Hautpflege gelingt es vielen Betroffenen, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Wer die Pflege vernachlässigt, riskiert häufige und langanhaltende Krankheitsschübe mit rissiger, entzündlicher Haut, die anfällig für Infektionen mit Bakterien und Pilzen ist. Kortison-Präparate sollten nur in Absprache mit dem Hautarzt eingesetzt werden.

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